Bargeld im alten Rom
Im antiken Rom mußten Reiche wie Arme für Waren und für Dienstleistungen in bar bezahlen, wie auch der Arbeiter seinen Lohn meist täglich bar ausbezahlt bekam. Dabei spielten im täglichen Zahlungsverkehr Goldund Silbermünzen fast keine Rolle. Bezahlt wurde mit Sesterzen oder Assen, wie auch die uns erhaltenen Preise für Alltagsgegenstände meist in Assen angegeben wurden. So erfahren wir aus den Inschriften Pompejis, daß ein Teller oder eine Tonlampe 1 As kostete, 1 Pfund ™l 4 Asse und ein modius (6,5kg) Weizen 30 Asse. Ein Tagelöhner verdiente ca. 16 Asse am Tag, und für 2 Asse konnte man notfalls täglich satt werden. Die Schankwirtin Hedone gab bekannt: "Für 1 As trinkt man hier, zahlst du zwei Asse, wirst du besseren Wein trinken, zahlst du vier Asse, wirst du Falerner trinken." Auf einer anderen Hauswand stand: "Am 21. November haben Epapra, Acutus und Auctus die Frau Tyche hierhin gebracht. Der Preis war für jeden fünf Asse."
Die wenigen Asse für den täglichen Bedarf trug der Römer in einer Geldbörse bei sich. Sacculus oder marsupium waren aus Stoff oder Leder gearbeitet und wurden an einem um den Hals gelegten Riemen getragen. Sicherer war es, das Geld in einem speziellen Gürtel bei sich zu tragen, denn die Beutelschneider verstanden ihre Arbeit gut. Es gab allerdings auch feste Behältnisse; aus Pompeji ist uns als Rarität ein fein gearbeitetes Holzkästchen überliefert, das einen Sesterz Vespasians und eine Silbermünze enthielt.
Das Ersparte sammelte der Römer in einem Spartopf oder einer Sparbüchse. Die römischen Spardosen waren wie die heutigen in den unterschiedlichsten Formen gestaltet. Tempelfassaden erinnerten daran, daß die erste römische Münzstätte im Tempel der "Juno Moneta" beheimatet war, und Spardosen in Form einer weiblichen Brust sollten über den Fruchbarkeitsgedanken wohl zur Geldvermehrung beitragen. Gemeinsam ist den antiken und heutigen Spardosen eines: der Schlitz für den Geldeinwurf.
In diese Spardosen gab der Römer sicherlich nicht seine Sesterzen, sondern eher seine Goldund Silbermünzen. Ein besonderer Anreiz zum Horten des edlen Metalles bestand noch darin, daß aufgrund der allmählichen Münzverschlechterung die alten Prägungen immer wertvoller wurden. Aus Münzfunden, die eindeutig als private Schätze zu erkennen sind, wissen wir, daß Münzen oft über mehrere Generationen in einer Familie aus dem Umlauf genommen und als Familienbesitz zurückgelegt wurden. In wohlhabenden Familien wurde der Familienschatz natürlich nicht mehr in Spardosen aufgehoben, sondern in Geldtruhen aufbewahrt, die im Atrium, dem Mittelraum des italischen Hauses standen, zusammen mit dem Altar für die Hausgötter.
Das Bankwesen war in Rom noch wenig entwickelt. Der Bankier hieß damals argentarius. Er tauschte fremdes Geld in römische Währung und wechselte Goldund Silbermünzen in Kleingeld. Der nummularius prüfte dabei die Münzen auf Echtheit, richtiges Gewicht und Kursgültigkeit. Der argentarius gab auch Kredit gegen Zinsen. Das Geld stammte aus seinem eigenen Vermögen. Es war nicht die Aufgabe des Bankiers, fremde Ersparnisse durch Kreditgewährung an andere gewinnbringend anzulegen. Die ersten Wechslerstuben entstanden in Rom im 4. Jh. v. Chr. und säumten alsbald das Forum. In späterer Zeit siedelten sie sich in der Nähe der anderen großen und kleinen Märkte Roms an sowie im Viertel der Subura, dem römischen "Rotlichtmilieu".
Ein Sonderberuf des Bankwesens war der des coactor, der Eintreiber. Er war gewöhnlich bei Auktionen tätig und schoß dem Käufer den Kaufpreis vor. Barzahlung war Pflicht, aber nicht jeder wußte vor einer Auktion, wieviele Amphoren Wein er beispielsweise günstig erstehen konnte. Der coactor bekam für seine Tätigkeit vom Käufer und Verkäufer je 1% des Preises. Es war dies ein angesehener Beruf, selbst der Großvater Kaiser Vespasians war coactor.