Poppaea. Frau des Nero
(geb. um 30, gest. 65)
„In Rom wohnte eine Poppaea Sabina, Tochter des T. Ollius. Diese Frau besaß alles, aber keine Ehrbarkeit. Ihre Mutter, zu ihrer Zeit das schönste Weib, hatte ihr Ruhm und Schönheit als Erbteil hinterlassen. Ihre Unterhaltung war anziehend, ihr Verstand nicht gering. Nach außen hin war sie tugendhaft, in Wirklichkeit leichtfertig. Sie ging selten aus dem Hause und dann mit halbverschleiertem Gesicht, um die Männer neugierig zu machen, oder auch, weil es ihr gut stand. Ihre Frauenehre hat sie niemals im Leben in acht genommen; ob Ehemann oder Liebhaber, war ihr gleichgültig, und da die Leidenschaft sie nie wirklich beherrschte, weder eigene noch fremde, so suchte sie die Befriedigung ihrer Lüste dort, wo sich Vorteile damit verbanden.“
Mit diesen Worten charakterisiert der römische Historiker Tacitus eine der ruchlosesten und machtgierigsten Frauen der römischen Geschichte. Um 30 n. Chr. geboren, wurde POPPAEA SABINA im Alter von ca. 18 Jahren mit dem römischen Ritter Rufrius Crispinus verheiratet. In dieser Ehe sah Poppaea nie ihre Erfüllung. Bald ging sie ein Liebesverhältnis mit M. Salvius Otho ein, einem engen Freund Kaiser Neros.
58 heiratete sie Otho, nachdem sie sich von ihrem Mann hatte scheiden lassen. Auch diese Ehe sollte nur eine Zwischenstation in ihrem Macht-streben sein. Über Otho hatte Poppaea direkten Zugang zum kaiserlichen Hof. Es gelang ihr bald, die Aufmerksamkeit Neros zu wecken und dessen Geliebte zu werden. Otho selber soll über dieses Verhältnis nicht bestürzt gewesen sein, denn er erhoffte sich dadurch größeren Einfluß bei seinem kaiserlichen Freund. Doch Nero sah in Otho jetzt nur noch den Nebenbuhler. Er entfernte ihn aus Rom, indem er ihn zum Statthalter von Lusitanien, dem südlichen Portugal, ernannte. Zwei Frauen hinderten Poppaea jetzt noch daran, den Platz an der Seite Neros einzunehmen Agrippina, die Mutter Neros, und seine Gattin Octavia.
Agrippina hatte Nero zum Kaiser gemacht, indem sie ihren Ehemann Kaiser Claudius vergiften ließ. Sie war die unumschränkte Herrscherin am kaiserlichen Hof und Nero suchte schon lange nach einer Gelegenheit, den tyrannischen Schatten seiner Mutter abzuschütteln. Poppaea unterstützte Nero in seinem verbrecherischen Vorhaben. Sie planten gemeinsam den Muttermord von Baiae. Diese Geschichte schildert uns Tacitus in allen Einzelheiten: Nero sucht Agrippina mit einem Festmahl in Sicherheit zu wiegen. Er geleitet sie zu einem Prunkschiff. Kurz nach der Abfahrt wird das präparierte Schiff versenkt, doch Agrippina entkommt leichtverletzt. Sie schleppt sich zu ihrer Villa, die sie verbarrikadiert. Das Tor wird gestürmt und Agrippina verblutet unter Schwerthieben.
Nun stand nur noch Neros Ehefrau Octavia im Wege. Als Tochter des Claudius genoß sie am Hof hohes Ansehen. Aufgrund ihrer Abstammung und tadellosen Lebensweise war sie bei der städtischen Bevölkerung sehr beliebt. Poppaea sponn indessen ihre Intrigen immer feiner. Schließlich brachte sie Nero dazu, sich von Octavia wegen deren Unfruchtbarkeit scheiden zu lassen. Gerade 22 Jahre alt, wurde Octavia nach Kampanien verwiesen und dort militärisch bewacht. Schließlich beteuerte ein Vertrauter Neros, dass Octavia ihn verführt und zur Meuterei gegen Nero aufgestachelt habe. Die unschuldige Frau wurde auf die winzige Insel Pandateria vor Neapel verbannt und dort am 9. Juni 62 ermordet. Ihr Kopf wurde abgeschnitten, nach Rom gebracht und Poppaea vorgelegt. Der Heirat zwischen Nero und Poppaea stand nun nichts mehr im Wege. Am 21. Januar 63 kam zur übergroßen Freude Neros sein erstes Kind zur Welt. Er nannte die Tochter Claudia Augusta und verlieh auch seiner Gattin diesen Ehrennamen. Das Glück dauerte aber nur kurze Zeit, der Säugling starb im Alter von vier Monaten.
Als erste Frau am Hof genoß Poppaea das Leben in vollen Zügen. Sie führte einen aufwendigen Lebenswandel, pflegte ihre Schönheit durch Bäder in Eselsmilch und salbte sich mit eigenen Salben, den pinguia Poppaiana.
Im Jahre 65 wurde Poppaea selber Opfer des immer wahnsinniger werdenden Nero. In einem Anfall von Jähzorn trat der Kaiser nach seiner wieder schwangeren Frau und verletzte sie so schwer, dass Poppaea starb. Die Kaiserin wurde im Mausoleum des Augustus beigesetzt.
Zur Münzgeschichte: Reichsrömische Prägungen der Poppaea besitzen wir nicht. Nur einige wenige Städte in den Provinzen haben Münzen mit dem Portrait der Poppaea ausgegeben. Diese Münzen sind für den Historiker überaus wichtig, da uns außer diesen Münzportraits keine Bildnisse der Poppaea vorliegen.