Otho
(Reg. 15. Januar - 16. April 69)
Am 15. Januar 69 wurde Galba auf dem Forum Romanum er- mordet. Die Revolte der Leibgarde der Prätorianer hatte MARCUS SALVIUS OTHO angezettelt, der sich noch am gleichen Tag zum Kaiser ausrufen ließ. Seine kurze Regierung sollte nur drei Monate dauern.
Otho wurde am 28. April 32 geboren und war ein typischer "Emporkömmling". Er entstammte keinem alten römischen Adelsgeschlecht und schmeichelte sich am Kaiserhof eher ein, als dass er sich durch Erfolge hervortat. Von 58 bis 62 war er mit Poppaea Sabina verheiratet, eine der ruchlosesten und machtgierigsten Frauen der römischen Geschichte. Wahrscheinlich hatte sie Otho, der zu jener Zeit ein enger Freund Neros war, nur geheiratet, um direkten Zugang zum kaiserlichen Hof zu haben. Bald wurde sie Neros Geliebte. Dieser scheute sich, seinen Freund Otho kurzerhand aus dem Weg zu räumen und verabschiedete ihn mit einem "goldenen Handschlag". Otho wurde Statthalter von Lusitanien (Portugal) und somit "wegbefördert".
Otho verwaltete seine Provinz während zehn Jahren mit Milde und Uneigennützigkeit. Immer muss er aber in Kontakt mit Rom gestanden haben, und als der Unmut gegen Nero sich mehr und mehr manifestierte, war er einer der Initiatoren des Aufstandes gegen den Kaiser. Zwar überließ er Galba aufgrund dessen höheren Ansehens die Führung, machte sich aber berechtigte Hoffnung auf Galbas Nachfolge. Otho war zutiefst enttäuscht, als sich diese Hoffnung nicht erfüllte. Zudem ging es ihm finanziell so schlecht, dass er unverhohlen äußerte, es mache ihm, wenn er nicht Kaiser würde, nichts aus, ob er im Felde von Feindeshand oder auf dem Forum von seinen Gläubigern getötet werde. Mit Hilfe der Prätorianer, denen er die Belohnung zusagte, die Galba ihnen verweigert hatte, konnte er diesen aus dem Wege räumen. Er war der erste römische Kaiser, der die Ermordung seines Vorgängers veranlaßt und sein Amt gekauft hatte.
Othos Regierung stand auf wackligen Füßen. Militärisch konnte er sich nur auf die Leibgarde in Rom und die Legionen an Donau und Euphrat stützen. Die weitaus mächtigeren Truppen in Germanien hatten jedoch bereits am 2. Januar Vitellius als ihren Kaiser ausgerufen, und dieser sah nicht ein, warum er Otho den Thron überlassen sollte. Beider Heere marschierten gegeneinander und trafen bei Cremona in Oberitalien aufeinander. Otho beging den Fehler, nicht auf Zeit zu spielen und die Ankunft der Donaulegionen abzuwarten, obwohl der Feind bereits von Hunger geplagt war. Er suchte früh die Entscheidungsschlacht, die für ihn in einer vernichtenden Niederlage endete. Es bestand immer noch Hoffnung auf einen Sieg, da sich das Entsatzheer näherte. Doch Otho schlug alle Ratschläge seiner Ratgeber in den Wind und beging am 16. April 69 Selbstmord.
Zur Münzgeschichte: Otho wird auf allen reichsrömischen Münzen ohne Lorbeerkranz abgebildet, denn dieses Ehrenabzeichen stand auch einem Kaiser erst nach einem Triumph oder einem außerordentlichen Dekret des Senats zu. Nur Rom prägte während der kurzen Regierungszeit, da die westlichen Provinzen Otho nicht anerkannten. Es wurden für Otho ausschließlich Münzen in Gold und Silber hergestellt. Möglicherweise war es finanzpolitisch nicht notwendig, unedles Metall zu prägen, da unter Nero und Galba sehr viele dieser Münzen ausgegeben wurden. Es gibt auch die Theorie, dass die Münzstätten zyklisch abwechselnd edles und unedles Metall prägten und während der kurzen Regierungszeit Othos die römische Münze das Prägen von Sesterzen, Dupondien und Assen noch nicht in Angriff genommen hatte.