Julianus II., Apostata
(Reg. Caesar 355 - 360, Augustus 360 - 363)
Im Frühjahr 331 wurde FLAVIUS CLAUDIUS IULIANUS in Konstantinopel geboren. Sein Vater Iulius Constantius war ein Halbbruder Constantin des Großen. Als Mitglied der constantinischen Familie standen dem Knaben somit alle Wege für eine politische Karriere offen.
Am 6. November 355 wurde Iulianus von Constantius II. zum Caesar erhoben und sofort nach Norden beordert, wo Franken und Alemannen die Rheingrenze überschritten hatten. Es gelang ihm 356, die Franken aus dem besetzten Köln zu vertreiben. 357 besiegte er die Alemannen in einer Entscheidungsschlacht bei Straßburg. Im Jahre 358 drängte er die Franken über den Rhein zurück und sicherte ein Jahr später die Getreideversorgung Galliens von Britannien her. Während dieser Zeit wuchs seine Beliebtheit sowohl beim Heer als auch bei der Zivilbevölkerung. Er teilte das entbehrungsreiche Leben der Legionäre im Marschlager und kämpfte selber in vorderster Linie. Während der Wintermonate residierte er in Paris, das er als politischen und strategischen Mittelpunkt Frankreichs ansah.
Dem alleinregierenden Kaiser Constantius II. war die wachsende Beliebtheit seines Caesars ein Dorn im Auge. Er forderte von Iulianus Truppen zur Verstärkung seiner Ostarmee an, sicherlich auch, um dessen Position zu schwächen. Der Kaiser erreichte jedoch das Gegenteil. Die Soldaten erhoben Iulianus im Februar 360 in Paris zum Augustus. Der neue Herrscher musste seinen Rang nicht erkämpfen. Iulianus zog zwar mit geballter Heeresmacht gegen Constantinopel, doch Constantius II. starb, noch bevor es zum bewaffneten Konflikt kommen konnte. Seit dem 3. November 361 war Iulianus alleiniger Herrscher.
Schon in früher Jugend hatten Iulians Erzieher in ihm die Begeisterung für die klassische Literatur geweckt und seine Hinwendung zu den alten, heidnischen Göttern gefördert. Zeit seines Lebens studierte er die vorchristlichen Schriftsteller, und las mit Begeisterung die Werke der berühmten Grammatiker, Rhetoriker und Philosophen. Iulians wichtigste Amtshandlung nach der Regierungsübernahme war die Verkündigung eines Toleranzedikts. Er garantierte die volle Religionsfreiheit und gab den heidnischen Tempeln ihre enteigneten Güter zurück. Während seiner Regierungszeit erlebten die vorchristlichen Bräuche und Mysterienkulte eine letzte Renaissance. Dies brachte Iulianus den Beinamen “Apostata“ - der Abtrünnige - ein. Oft wird er aber auch als “Iulianus Philosophus“ bezeichnet, ein Name der viel besser zu ihm passt. Kein anderer römische Kaiser hat so viele literarische Werke bester Qualität verfasst wie Iulianus.
Innenpolitisch kümmerte sich Iulianus vordringlich um die Verbesserung der Staatsfinanzen. Er glich Härten in der Steuererhebung durch eine soziale Umverteilung aus und sorgte sich um eine Erneuerung der Rechtspflege. Durch eine rigorose Einschränkung der kaiserlichen Hofhaltung und eine vorsichtige Finanzpolitik vermochte er die Steuern im Reich um ein Fünftel zu senken. Alle Reformen blieben jedoch schicksalsbedingtes Stückwerk. Am 5. März 363 zog der Herrscher an der Spitze einer Armee von 45.000 Mann gegen die Perser im Osten. Nach Anfangserfolgen musste sich das römische Heer aufgrund von Versorgungsschwierigkeiten zurückziehen. Iulianus wurde in einem unbedeutenden Gefecht verwundet und starb in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 363 an den Folgen.
Zur Münzgeschichte:Als Iulianus zum Caesar ernannt wurde, war er gerade 24 Jahre alt. Seine Münzen aus dieser Zeit zeigen ein jugendliches Portrait ohne Kopfschmuck, denn als Caesar stand ihm das Diadem als Zeichen der Herrschaft noch nicht zu.
Das Münzbild ändert sich schlagartig, als Iulianus Alleinherrscher in Rom wird. Der Kaiser trägt den langen, griechischen Philosophenbart. Iulianus zeigt damit auch äußerlich seine Verbundenheit mit der klassischen Literatur und dem alten Götterkult. Bewusst trägt er den Bart Marc Aurels (161-180), dessen philosophische Schriften ihm Vorbild waren. Iulianus' Bemühungen zur Sanierung der Staatsfinanzen zeigen sich auch in der Münzprägung. Nach langer Zeit werden wieder Großbronzen geprägt. Als Bild für diese neuen Nominale wählt der Herrscher einen Stier. Die Deutung dieser Darstellung ist äußerst umstritten. Handelt es sich um den Apisstier, der auf die mystischen Kulte Ägyptens weist? Symbolisiert der Stier die Kraft des Kaisers, die er benötigte, um das römische Reich zu schützen? Oder war der Stier nur das Sternzeichen Iulians? Eine befriedigende Antwort wurde bis heute nicht gefunden.