Julia Mamaea, Mutter des Severus Alexander
(geb. ca. 190, gest. 235)
JULIA AVITA MAMAEA wurde um 190 geboren. Stammsitz der Familie war die Stadt Emesa in Syrien, Zentrum des Kultes um den Sonnengott Elagabal. Die Priesterfürsten des Sonnengottes waren dynastisch verbunden und Julia Mamaea war Mitglied dieser in Syrien überaus einflußreichen Familie. Sie war in zweiter Ehe mit Gessius Marcianus verheiratet und gebar am 1. Oktober 208 Bassianus Alexianus. Ihr Sohn wurde schon als Knabe in die Kulthandlungen eingeweiht und zum Priester ausgebildet. Durch den Einfluss Roms sollte dieses beschauliche Leben in der Provinz im Jahre 218 ein plötzliches Ende nehmen. Auslöser war Julia Mamaeas Mutter Julia Maesa.
Diese weilte bis 217 am Kaiserhof in Rom bei ihrer Schwester Julia Domna, der Gattin des Septimius Severus (193-211) und Mutter des späteren Kaisers Caracalla (198-217). Nach dem Tode Caracallas wurde Julia Maesa aus der Hauptstadt gewiesen und zurück nach Syrien geschickt. Dort benutzte sie ihren Einfluss sowie immensen Reichtum, um von Soldaten in Syrien ihren älteren Enkelsohn Varius Avitus zum Kaiser ausrufen zu lassen. Der Coup gegen den rechtmäßigen Herrscher Macrinus gelang und Avitus zog als Kaiser Elagabal 219 in Rom ein. So gelangte sie wieder ins Zentrum der Macht und mit ihr ihre Tochter Julia Mamaea und deren Sohn Alexianus.
Mamaea kümmerte sich sorgfältig um die Erziehung des Knaben und bemühte sich, ihn von Elagabal fernzuhalten. Während der Kaiser durch ausschweifenden Lebenswandel den Unwillen der Bevölkerung erregte, errang Alexianus durch sein freundliches Wesen die Zuneigung der Soldaten. Ein Aufstand stieß Elagabal vom Thron und sein Cousin wurde am 13. März 222 als Severus Alexander Herrscher von Rom. Die Fäden hinter all diesen Vorgängen zogen zwei Frauen - Julia Maesa und ihre Tochter Julia Mamaea. Sie übernahmen auch jetzt für den noch unmündigen Kaiser die Regierungsgeschäfte.
Als Maesa 224 starb, war Julia Mamaea alleine die einflussreichste Persönlichkeit am Hof. Alle politischen und privaten Entscheidungen des Kaisers benötigten ihre Einwilligung. Sie suchte in Sallustia Orbiana eine Frau für ihren Sohn aus.
Zwei Jahre später zwang sie ihn, die Gattin in die Verbannung nach Afrika zu schicken, da sie eifersüchtig um ihren Einfluss bangte. Mamaea begleitete ihren Sohn auf allen Feldzügen. Sie nahm 231/233 am Krieg gegen die Perser teil und zog mit Alexander 234 in den Germanenkrieg.
Mittlerweile hatte sich die Stimmung in der Bevölkerung und vor allem bei den Soldaten gewandelt. Das Reich wurde von Persern und Germanen gleichzeitig bedroht, entscheidende militärische Erfolge blieben aus. Die durch Elagabal zerrütteten Staatsfinanzen konnten nicht saniert werden. Die Habgier Mamaeas machte alle gut gemeinten Versuche ihres Sohnes zunichte. Im März 235 begingen Mamaea und Alexander während des Feldzuges in Germanien einen entscheidenden Fehler. Da sie militärisch keine Möglichkeit sahen, gegen die anstürmenden Alamannen vorzugehen, wollten sie sich den Frieden mit Geld erkaufen. Die Soldaten fühlten sich gedemütigt und riefen den altgedienten General Maximinus in Mainz zum Kaiser aus. Julia Mamaea und ihr Sohn wurden im Heerlager Bretzenheim bei Mainz ermordet.
Zur Münzgeschichte: Kurz nach der Thronbesteigung des Severus Alexander im März 222 erhielt Julia Mamaea den Titel einer Augusta und während der gesamten Regierungszeit ihres Sohnes wurden in ihrem Namen Münzen in allen Metallen geprägt. Wie bei den Frauen des Kaiserhauses üblich, zeigen die Münzrückseiten hauptsächlich weibliche Gottheiten. Damit wurde die Herrscherin in die Nähe von Juno, Venus oder Felicitas gerückt.
Eine Besonderheit in der römischen Numismatik stellen die Medaillons mit Portraits von Severus Alexander und Julia Mamaea dar. Medaillons waren keine Zahlungsmittel, sondern wurden zu besonderen Gelegenheiten ausgewählten Persönlichkeiten als Geschenk überreicht und sind heute numismatische Kostbarkeiten. Die Vielzahl dieser Medaillons betont die Bedeutung, die dem Wirken der Julia Mamaea während der Regierung ihres Sohnes zukam.