Herennius Etruscus
Augustus für einen Monat (Reg. 250)
Um 220/230 n.Chr wurde Q. HERENNIUS ETRUSCUS MESSIUS DECIUS in Pannonien (eine Landschaft im heutigen Ungarn) geboren. Herennius Etruscus wurde er nach seiner Mutter HERENNIA ETRUSCILLA genannt, einer Dame aus vornehmen etruskischem Geschlecht. Sein Vater MESSIUS DECIUS, von dem er den zweiten Teil des Namens bekam, wurde 249 in Pannonien zum Augustus ausgerufen. Als Kaiser nannte er sich TRAIANUS DECIUS.
Im Winter 249/250 überquerten die Goten unter ihrem tüchtigen König Kniva die zugefrorene Donau und drangen in die römische Provinz Mösien (etwa dem heutigen Serbien) ein. Decius wollte den Feldzug gegen die gefährlichen Eindringlinge selbst leiten. Kurz vor der Abreise ernannte er seinen Sohn Herennius Etruscus zum Caesar und sandte ihn mit einer Vorhut der Armee ins Krisengebiet. Der Feldzug von Vater und Sohn gegen die Goten dauerte ein Jahr und wurde mit wechselndem Erfolg geführt.
Die Goten hatten ihre Heerschar mittlerweile geteilt und waren weiter nach Thrakien (dem heutigen Bulgarien) gezogen. Dort eroberten sie die bedeutende Stadt Philippopolis (heute Plowdiw), plünderten und zerstörten sie. Nach einigen Niederlagen sah Decius keine Möglichkeit, die Goten in Thrakien zu besiegen.
Da die Armee des Statthalters von Mösien, Trebonianus Gallus, noch intakt war, entschloss sich Decius, beide Heere an die Donau zurückzuziehen, um die Goten bei ihrem Rückzug in die Zange zu nehmen.
Im Mai/Juni 251 kam es zu einer ersten Schlacht nördlich des Balkangebirges, die die römische Armee zu ihren Gunsten entschied. Herennius Etruscus wurde von seinem Vater zum Augustus und Mitregenten ernannt und beide prägten Münzen mit der Propagandalegende VICTORIA GERMANICA. Im römischen Kastell Abritus (Razgrad an der Donau) erwarteten die römischen Legionen Kniva, der die beutebeladenen Goten aus Thrakien in ihre Heimat führen wollte. Doch den Hinterhalt legten die Goten. Herennius Etruscus fand als erster der kaiserlichen Familie den Tod, kurze Zeit später auch Decius und die meisten Mitglieder des Kaiserhauses. Gerade einen Monat hatte Herennius Etruscus den Purpur des Augustus getragen. Ihm gebührt die mehr als zweifelhafte Ehre, als erster Kaiser Roms in einer Schlacht gegen äußere Feinde gefallen zu sein.
Zur Münzgeschichte: Münzen, auf denen Herennius den Titel eines Augustus trägt, sind heute überaus selten. Häufiger sind die Antoniniane aus niedrig legiertem Silber mit seiner Titulatur als Caesar - Quintus HERennius ETRuscus MESsius DECIUS NOBilissimus Caesar. Die Auswahl der Münzbilder ist typisch für einen Caesar, den vom regierenden Augustus vorgesehenen Nachfolger.
Die PIETAS (Frömmigkeit) des Caesars symbolisiert die Priestergeräte, die zur Ausübung der kultischen Riten notwendig waren - Weihwasserwedel (aspergillum), Schöpfkelle, Kanne, Schale (patera) und der gebogene Stab (lituus) des Auguren, mit dem er den Vogelflug untersuchen konnte. Der Caesar war selbstverständlich Mitglied in den wichtigsten Priesterkollegien. Als PRINCIPI IUVENTUTIS (Führer der Jugend) wird Herennius selbst mit seinen Rangabzeichen Stab und Speer dargestellt.
SPES, die Personifikation der Hoffnung, wirbt um einen Vertrauensvorschuß für den kommenden Kaiser. CONCORDIA zeigt die Einheit von Augustus und Caesar. Mit den Gottheiten MERKUR und UBERITAS - beider Symbol ist eine Geldbörse - wirbt Herennius für seine Fähigkeiten, allen Bürgern ein ausreichendes Einkommen zu sichern.
Auch die Münzen aus Erz - Sesterz, Dupondius und As - übernehmen die Propaganda der Silberprägungen. Aufgrund der immer schneller fortschreitenden Münzverschlechterung wurden diese Nominale allerdings weitaus seltener ausgeprägt.