Constantinus I., Chlorus
(Reg. Caesar 293-305, Augustus 305-306)
Aus Illyrien, einer Landschaft, die in weiten Teilen mit dem heutigen Jugoslawien identisch ist, stammten im dritten Jahrhundert mehrere Kaiser, die maßgeblich die Geschicke des Römischen Reiches bestimmen sollten. So wurde hier zum Beispiel um 250 n.Chr. FLAVIUS VALERIUS CONSTANTIUS geboren, der später wegen seiner hellen Gesichtsfarbe den Beinamen CHLORUS - der Weiße - bekommen sollte. In jenen Zeiten war der Militärdienst die einzige Möglichkeit für einen jungen Mann niederer Herkunft, Karriere zu machen. Constantius muss ein tüchtiger Soldat gewesen sein, denn er diente sich bald in hohe Offiziersränge empor.
Als junger Offizier lernte er in einer Soldatenschänke Helena kennen, die seine 1. Frau wurde. Sie gebar ihm um 285 n.Chr. den Constantinus, der später als Kaiser Constantin der Große einer der bedeutendsten Herrscher Roms werden sollte. Constantius erkannte allerdings bald, daß die Verbindung mit einer Schankwirtin ihm den Aufstieg in die "bessere" Gesellschaft verbaute. Er trennte sich 289 n.Chr. von Helena und heiratete Theodora, die Stieftochter des Kaisers Maximianus Herculius (286-310), der wie Constantius aus Illyrien stammte.
Maximianus regierte zu dieser Zeit zusammen mit Diocletianus (284-305) das Römische Reich. 293 entschlossen sich die beiden Augusti, je einen Stellvertreter als Caesar zu benennen. Das Reich war von einer zentralen Stelle aus nicht mehr zu verwalten, und die Last musste verteilt werden.
An dieser neuen Regierungsform, der Tetrarchie (Viererherrschaft), wurde auch Constantius beteiligt. Maximianus ernannte seinen Schwiegersohn zu seinem Stellvertreter, Constantius wurde Caesar und gleichzeitig von Maximianus adoptiert.
Als seine Hauptstadt wählte sich Constantius Trier. Sein wichtigstes Ziel war die Rückeroberung Britanniens. Carausius, Kommandant der in Gesiacorum (Boulogne) stationierten Flotte des Maximianus hatte sich zum Kaiser ausrufen lassen. Er segelte nach Britannien und nahm 287 von der Provinz Besitz. Es gelang Maximianus nicht, den Aufständigen nieder zu kämpfen, zeitweise mussten ihm sogar Teile von Gallien überlassen werden. Constantius gelang es 293 recht schnell, den Brückenkopf Boulogne zurück zu erobern. Im gleichen Jahr wurde Carausius von seinem General Allectus ermordet, der allerdings nicht die Führungsqualitäten seines Vorgängers besaß. Als Constantius 296 auf der Insel landete, hatte er den Aufstand in Kürze niedergeschlagen. Nach 297 n.Chr. übernahm Constantius den Rheinschutz und konnte unter anderem die bis an die Quellen der Marne vorgedrungenen Alanen besiegen.
Am 1. Mai 305 n.Chr. legten Diocletianus und Maximianus nach zwanzigjähriger gemeinsamer Herrschaft ihre Ämter nieder. Galerius und Constantius wurden Augusti. Constantius erhielt die Stellung des ranghöheren Oberkaisers und verwaltete Britannien, Gallien, Spanien und das heutige Marokko. Doch schon kurz nach der Regierungsübernahme musste Constantius sich wieder kriegerischen Auseinandersetzungen zuwenden. In Britannien hatten die Picten von Schottland aus den Hadrianswall im Norden Englands überwunden und drangen plündernd nach Süden vor. Constantius befehligte selber den Gegenangriff und konnte den aufständischen Volksstamm zum Rückzug zwingen. Es war dies der letzte Feldzug des Constantius. Er starb am 25. Juli 306 in Eboracum, dem heutigen York.
Zur Münzgeschichte: Die meisten Münzen des Constantius gibt es aus seiner Zeit als Caesar in den Jahren 293-305. Häufigste Prägung ist der Antoninian aus schwach silberhaltiger Bronze. Nach der Münzreform des Diocletian prägt Constantius als neues Nominal den großen Follis, daneben auch Follis-Teilstücke, die durch die Strahlenkrone wie ein Antoninian aussahen, ihm wertmäßig möglicherweise auch gleichgestellt waren. Daneben wurden als "Großgeld" auch Gold- und Silbermünzen geprägt (der Aureus und Argenteus).
Außerdem gibt es für Constantius nach seinem Tode herausgegebene Consecrationsprägungen, die das Andenken an den Herrscher bewahren sollten. Dabei zeigt die Vorderseite immer das verschleierte Portrait des Verstorbenen.