Carus
(Reg. 282-283)
MARCUS AURELIUS CARUS war ein Herrscher, auf den alle typischen Merkmale der Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts zutrafen: Soldaten riefen ihn zum Kaiser aus. Seine kurze Regierungszeit dauerte nur ein Jahr. Rom sah er nur einmal während einer kurzen Unterbrechung seiner Feldzüge, und er starb im Zeltlager während eines Kriegszuges.
Carus wurde um 224 in der Stadt Narbo in Gallien geboren (dem heutigen Narbonne in Südfrankreich). Er entstammte der Familie eines Senators; über seine politische oder militärische Laufbahn ist jedoch wenig bekannt. Unter Kaiser PROBUS (276-282) wurde er zum Prätorianerpräfekten (Kommandant der Leibgarde) ernannt.
In dieser Eigenschaft sandte ihn Probus 282 nach Rätien und Noricum (heutiges Kärnten), um dort Truppen für einen Feldzug gegen die Perser zu sammeln. Diese Truppen waren mit der Herrschaft des Probus, der sich bei den Soldaten unbeliebt gemacht hatte, nicht mehr zufrieden und riefen Carus zum neuen Kaiser aus. Carus soll sich anfänglich gesträubt haben, den Titel anzunehmen, doch es blieb ihm schließlich keine Wahl. Truppen, die Probus gegen Carus aussenden wollte, rebellierten und töteten den alten Kaiser. Carus nahm den Titel eines Augustus Ende August des Jahres 282 an. Von Anfang an versuchte Carus, stabile innen- und außenpolitische Verhältnisse im Reich zu schaffen. Seine beiden Söhne CARINUS und NUMERIANUS ernannte er zu Caesaren und stellte damit den Anspruch, eine Dynastie zu errichten.
Seine vordringlichste Aufgabe war es allerdings, erst einmal die Donaugrenze zu sichern. Sarmaten und Quaden hatten die Donau überschritten und drohten über Illyrien (Gebiet des heutigen Dalmatiens und Albaniens) bis nach Italien vorzudringen. Carus schlug die Volksstämme vernichtend; Seine Truppen sollen angeblich 16.000 Sarmaten getötet und 20.000 Männer und Frauen in Gefangenschaft geführt haben. Nach diesem Sieg bereitete Carus einen Feldzug gegen die Perser vor, den Erzfeind der Römer im Osten. Seinen älteren Sohn Carinus ernannte er zum Augustus und Mitregenten und übertrug ihm die Verwaltung des westlichen Reiches. Numerianus, den jüngeren Sohn, nahm er mit auf den Feldzug.
Die Chancen, den Persern diesmal eine fühlbare Niederlage zu bereiten, standen ausgesprochen gut. Das Perserreich war innenpolitisch durch einen Streit des Perserkönigs Vahram II. mit seinem Bruder Hormizd geschwächt. Carus fiel Anfang 283 in Mesopotamien ein und brachte den Persern schwere Niederlagen bei. Er eroberte die bedeutende Stadt Seleucia am Tigris und auch die Hauptstadt Ktesiphon. Damit war Mesopotamien, das Zweistromland, in römischer Hand. Carus konnte sich dieses Erfolges nur kurze Zeit erfreuen. Im Sommer 283 (Juli/August) fand man den Kaiser tot in seinem Zelt. Über die Ursache seines Todes gab es schon in der Antike die wildesten Spekulationen.
Das Zelt soll verbrannt gewesen sein. In jener Nacht gab es ein Gewitter. Wurde Carus durch Blitzschlag getötet, der das Zelt in Flammen setzte? Oder erlag er im Alter von 60 Jahren ganz einfach einer Krankheit? Ein Mord wird allerdings auch nicht ausgeschlossen. L. Flavius Aper, der neue Kommandant der Leibgarde, war der Schwiegervater des Numerianus und soll sich für seine persönliche Karriere beste Chancen ausgerechnet haben, wenn Numerianus neuer Augustus war. Wollte Aper einen Mord durch Brandstiftung vertuschen?
Carus als Regenten abschließend zu beurteilen ist schwierig, da wir über sein innenpolitisches Wirken nichts wissen. Er beeindruckte jedenfalls durch seine militärischen Erfolge.
Zur Münzgeschichte: Während der Regierungszeit des Carus wurden in recht großen Mengen Antoniniane geprägt. Sie bestanden aus Bronze mit einer geringen Beimengung von Silber, um den Schein der Silbermünze aufrechtzuerhalten. Goldene Aurei des Carus sind selten und heute hochbezahlte Raritäten.
Eine Besonderheit in der Münzprägung des Carus stellt der Schwere Antoninian von ca. 5g Gewicht dar. Auf ihm wird Carus als DEO ET DOMINO CARO INVicto AVGusto bezeichnet (dem unsterblichen Herrscher Carus, Gott und Herr), und sein Portrait und das des Sonnengottes Sol werden gemeinsam auf der Vorderseite der Münze dargestellt. Carus Nachfolger Diocletianus sollte die Regierungsform des Dominats (der Kaiser als Herr über das Reich) endgültig etablieren. Carus wurde nach seinem Tode konsekriert, d.h. zum Gott erhoben. Seine beiden Söhne prägten für DIVO CARO, den zum Gott erhobenen Carus, Münzen mit den Symbolen der Vergöttlichung, dem Opferaltar und dem Adler, der die Seele des Toten in den Himmel hob.