Pax Augusta
Der Augustusfrieden
"Als ich aus Spanien und Gallien nach Rom zurückkehrte (13 v.Chr.), beschloss der Senat einen Altar des "Augustusfriedens" aus Anlass meiner Rückkehr weihen zu lassen, und zwar auf dem Marsfeld. Dort sollten die Beamten, die Priesterschaft und die vestalischen Jungfrauen nach seinem Befehl alljährlich ein Opfer darbringen." Dies berichtet Augustus in dem von ihm selber verfassten "Tatenbericht". Dieser Altar, die "Ara Pacis Augustae", wurde am 30.Januar 9 v.Chr. eingeweiht. Ganz aus Marmor geschaffen steht der Opferaltar in einer Umfriedung von ca. 11x11 Metern, die Mauern fast 6 Meter hoch. Sie sind mit Reliefdarstellungen eines heiligen Haines geschmückt, innen mit Girlanden, außen mit Ranken. Die figürlichen Reliefs am oberen Rand der Außenmauern stellen die Prozession der kaiserlichen Familie und des römischen Adels bei der Stiftung des Altars dar. Weitere Reliefs zeigen Szenen aus der mythischen Frühgeschichte Roms; Romulus und Remus, das erste Opfer des Aeneas in Italien.
Heute gehört die "Ara Pacis" zu den grossen Attraktionen des antiken Roms. Zum Zeitpunkt ihres Baus war sie Ausdruck einer neuen Geisteshaltung. Unter Augustus erhält der Begriff des Friedens eine neue Qualität, er wird als zentrale Idee der neuen Staatsform des Principats vorgestellt. Augustus war der Sieger in einem blutigen Bürgerkrieg, jetzt sollte der Frieden das Leben der Bürger Roms bestimmen, und ganz besonders der Augustusfrieden - "Pax Augusta".
Augustus setzte häufig die Münzprägung ein, um zentrale Punkte seines Regierungsprogramms den Bewohnern des römischen Reiches bekannt zu machen. Darstellungen der Pax sind jedoch sehr selten. Lediglich ein Denar und ein Cistophor, beide in östlichen Münzstätten geprägt, zeigen die Friedensgöttin. Der Grund für diese Zurückhaltung liegt möglicherweise in dem Sachverhalt, dass der abstrakte Begriff des Friedens in Rom erst relativ spät als göttliches Wesen aufgefasst und als gottgleiche Person verehrt wurde. Die früheste Darstellung der Friedensgöttin als Person in der römischen Kunst kennen wir erst aus dem Jahre 44 v.Chr. - nicht Statuen oder Reliefs, sondern ein unscheinbarer Quinar (1/2 Denar) liefert uns das erste Bild der "Pax".
Erst die Nachfolger des Augustus propagieren Pax auf ihren Münzen. Je mehr Kriege geführt wurden, desto zahlreicher. Für den Römer bedeutete dies keinen Gegensatz, denn nach römischer Auffassung konnte Frieden nur durch einen Sieg errungen werden. Aus diesem Grund hält Pax auf den Münzen den Lorbeerzweig, die Trophäe des siegreichen Feldherrn. Mit ihrem Füllhorn schüttet die Göttin den Frieden über die Bevölkerung des Römischen Reiches aus.
Meistens wird Pax auf den Münzen rein programmatisch abgebildet, als Spiegelbild der Friedenssehnsucht des Kaisers. Wenn ein Münzbild ausdrücklich einen Frieden mit einem ehemaligen Gegner erwähnt, können wir aus heutiger Sicht sicher sein, dass es für die Römer kein vorteilhafter Friedensschluss gewesen ist. Ansonsten hätte man sicherlich die Siegesgöttin Victoria vorgezogen.
Im Februar 244 besiegten die Sasaniden eine römische Armee unter Gordian III., der junge Herrscher starb kurz darauf. Sein Nachfolger Philippus Arabs schloss Frieden mit dem sasanidischen Regenten Schapur. Er zahlte 500.000 Dinare (Goldmünzen), um die römischen Gefangenen auszulösen, trat größere Gebiete an den Gegner ab und verpflichtete sich, dem König Armeniens, einem Gegenspieler Schapurs keine Hilfe mehr zu gewähren. Philipp musste sich den Rücken freihalten, da möglicherweise in Rom Thronstreitigkeiten zu erwarten waren. Allerdings ließ der neue Herrscher es sich nicht nehmen, diesen Frieden auf Münzen gebührend zu feiern. Antoniniane aus der Münzstätte Antiochia, die den östlichen Reichsteil mit Geld versorgte, zeigen die Friedensgöttin mit Lorbeerzweig und Zepter. Die Umschrift "PAX FVNDATA CUM PERSIS" verkündet, dass der Frieden mit den Persern gesichert ist - die Bedingungen wird der einfache Römer nie erfahren haben.