Haarmode im alten Rom
Die Mode, durch Haarschmuck und Haartracht das Aussehen zu verschönern, geht bis weit in vorgeschichtliche Zeiten zurück. So kennen wir aus Troja und Kreta im dritten Jahrtausend vor Christus bereits komplizierte Frisuren mit reichem goldenen Haarschmuck.
Am besten sind wir allerdings über die weibliche Haartracht zur römischen Kaiserzeit informiert. Anhand der uns erhaltenen Portraits ist festzustellen, dass die Haarmode weitgehend den jeweiligen Frisuren der Damen des römischen Kaiserhauses entsprach.
Die Frauen und Familienangehörigen der Kaiser waren in ihrer Kleidung und Haarmode Vorbild für viele Frauen im Kaiserreich. Auch in weit entfernten Teilen des Imperiums orientierte sich die Haarmode nach den Damen Roms. Die Bildnisse der Kaiserinnen wurden vor allem durch Münzen auch in den entlegensten Gebieten bekannt.
Zur Zeit des Augustus (27 v. -14 n. Chr. ) war dessen Schwester Octavia Vorbild für die Dame von Welt. Das eng anliegende Haar wurde hinten in einem Knoten zusammengefasst, eine weitere Haarsträhne verlief über den Scheitel nach vorne und endete über der Stirn in einem flachen Knoten.
Die Damen der claudischen Zeit (um 40 n. Chr. ) trugen vorwiegend Frisuren mit Nackenzopf, bereichert durch Löckchen an Stirn und Schläfen.
In der Zeit der Flavier und des Traianus (ca. 60 120 n. Chr. ) sah man über der Stirn kunstvolle diademartige Lockenaufbauten, die einmal ohne zusätzliche Haarteile nicht zu fertigen waren, und zudem wohl einen beträchtlichen Zeitaufwand bei der Herstellung forderten.
Unter Hadrian und seinen Nachfolgern (ca. 120-180 n. Chr. ) wurden die Frisuren schlichter und zeigten nur einen einfachen Knoten am Hinterkopf.
Erst Julia Domna, die Frau des Septimius Severus (193-211 n. Chr. ) und die anderen Frauen der severischen Dynastie entwickeln wieder eine neue Haarmode. Die Haare werden stark onduliert, oft von Zöpfen eingefasst, die gesamte Frisur lang und füllig über die Ohren bis in den Nacken gezogen. Ohne Perücken war solch ein Werk nicht mehr herzustellen. Bevorzugt waren Haarteile aus dem blonden Haar von Germaninnen. Blond war eine beliebte Modefarbe und die Damen des Hofes färbten ihre Haare häufig in dieser Tönung.
In den nächsten Jahrzehnten wird kein eigentlich neuer Stil beobachtet. Die Haare werden zunächst wieder etwas kürzer getragen, dann entwickelt sich aus einem zuerst kleinen Knoten am Hinterkopf ein Scheitelzopf, der zunehmend länger wird. Severina, die Gattin Aurelians (270-275 n. Chr. ) und die Frauen der constantinischen Dynastie tragen diesen Zopf als Schlinge über der Stirn. Gleichzeitig werden kleine Diademe als Schmuck in die Frisur mit einbezogen.
Aelia Flaccilla, die Gattin Theodosius I. (379-395 n. Chr. ) zeigt zum ersten mal Perlen als Accessoire ihrer Haartracht.
Die Haarpflege der Frauen und Bartpflege der Männer muss für manche Personen eine wichtige, oft übertriebene Rolle im Alltagsleben gespielt haben. Die Reichen hielten sich unter ihren Sklaven einen eigenen Barbier, die Ärmeren gingen in die Frisierstuben, die damals wie heute beliebte Treffpunkte zum Austausch von Neuigkeiten waren.