Eine Seeschlacht, 100 Jahre auf Münzen gefeiert
Als die griechische Münzkunst zwischen 480 und 323 v.Chr. in höchster Blüte stand, handelten die Völker in Italien, auch die Römer, noch wie im Vieh-Tauschgeschäft: Gegossene Bronzebarren mit Viehdarstellungen, der Wert war nach Gewicht zu berechnen, dienten als Geld. Diese Barren wurden "Aes rude" (grobe Metallklumpen ohne Prägung) oder "Aes signatum" (gegossene Barren mit Zeichen) genannt. Um 300 v.Chr. gossen italische Städte - vermutlich auch Rom - diese Bronze nicht mehr in Barren, sondern in eine runde, flache Form: "Aes grave", Schwer-Erz genannt. Die Darstellungen darauf sind immer noch Tiere, es tauchen aber (auch noch auf Barren) schon politische Motive auf. Etwa der Elefant, dem die Römer im Pyrrhos-Krieg begegnet waren.
Obschon in den griechischen Kolonien auf italischem Boden die Silbermünzen die beliebteste Währung sind, bleibt Rom zunächst bei seinem Bronze-Geld. Das System der Schwererz-Münzen, die später nicht nur gegossen, sondern auch geprägt werden, basierte auf der Einheit des römischen Pfundes, das in 12 Unzen unterteilt war. Das "Ganze", das As, wurde das höchste Stück zu etwa 330 Gramm, die jeweils halben Bruchteile waren Semis, Quadrans, Sextans und Uncia. Ab 255 v.Chr. hatte sich dies durchgesetzt. Das As-Stück zeigte meist den Kopf des Gottes Janus als Doppelkopf. Janus war der altrömische Gott des Anfangs - nach ihm wurde später der Anfangsmonat des Jahres, der Januar, benannt. Für die römische Staatspropaganda, die auf den Münzen schon hier in den Tagen der Republik begann, wurde dann auf die Rückseite des Janus-As zunächst das römische Wappen und dann eine prora, eine Schiffsvorderseite, gesetzt. Doppelter Janus und Schiffsschnäbel: diese Kombination auf Vorder- und Rückseite blieb fast hundert Jahre lang auf dem As. Grund war die Tatsache, daß die Römer im ersten Punischen Krieg (261-241 v.Chr.) aus dem Nichts eine Flotte geschaffen und mit ihr die Karthager aus Sizilien weitgehend vertrieben hatten. Der Sieg über die bis dahin meerbeherrschenden Karthager, bewerkstelligt von einem Bauern- und Landkriegervolk, war in der Tat eine derartige Sensation, daß die Römer gar nicht anders konnten, als das Symbol für ihren Sieg, die Prora, auf Münzen zu setzen. Der Mann, dem die Flotte zu verdanken war, kam leider auf keine Münze: Es war der Konsul Gaius Duilius, der 260 v.Chr. die Flotte bauen ließ und damit Hannibal in offener Seeschlacht schlug. Die römischen Schiffe - bei dieser ersten Seeschlacht hatten sie hundert Fünfruderer und zwanzig Dreiruderer - waren allesamt nach dem Modell eines einzigen zuvor erbeuteten karthagischen Schiffswracks gebaut worden.
Von da an war Rom bald die Seemacht Nr. 1 im Mittelmeer. Davon kündeten nicht nur die Schiffsvorderteile auf den frühen As-Münzen aus Bronze: Immer wieder haben die Römer auf Münzen später ihre Schiffe, ihre Flotte und ganze Seehäfen (wie den von Ostia) verewigt. Der Januskopf und das Schiff auf der Rückseite wirkten noch länger: Noch im 4. Jahrhundert n.Chr. hieß es in Rom, wenn mit einer Münze gelost wurde: "Kopf oder Schiff!".