Römische Kolonialisierung
Schon seit dem Jahre 338 v. Chr. , als an eine "Weltmacht Rom" nicht im Entferntesten zu denken war, legten die Römer an strategisch wichtigen Stellen eroberter Gebiete Kolonien an, in denen römische Bürger unter Befreiung vom regulären Militärdienst zum Schutz des römischen Kernlandes angesiedelt wurden. Mit dem Wachsen der Macht Roms in Italien verloren die Kolonien diese Schutzfunktion. In der ausgehenden Republik`und vor allem unter Augustus hatte die Einrichtung von Kolonien andere Gründe. Sie dienten der Veteranenversorgung und trugen anfangs unbewußt, dann gezielt eingesetzt zur Einheit des Reiches bei.
Nach dem endgültigen Sieg über seinen Widersacher Marcus Antonius in der Schlacht von Actium standen 230000 Soldaten unter der Kontrolle Octavians, denen er einen anständigen Sold, eine angemessene Belohnung für ihre militärischen Erfolge und vor allem eine gute Altersversorgung versprochen hatte. Bis zum Jahre 29 entließ er 120000 Soldaten und als Altersversorgung erhielten sie Land in einer neugegründeten Kolonie in Italien. Städte wie Brescia, Rimini, Pisa oder Florenz wurden damals Kolonien deren ehemalige Einwohner mußten ihre Heimat verlassen und wurden außerhalb Italiens neu angesiedelt.
Diese neuen Kolonien im Gegensatz zu den vorherigen Städten mit römischem Recht ausgestattet trugen in erheblichem Maße dazu bei, daß unter Augustus Italien zu einer politischen Einheit wurde. Der Herrscher betrieb diese Einheit vehement. Er vereinigte die Gallia Cisalpina (Oberitalien) mit dem übrigen Italien. Während seiner Regierung wurden mit der Volkszählung des Jahres 29/28 v. Chr. die letzten Italiker in die römischen Bürgerlisten eingetragen und erst unter ihm verschwindet das Etruskische völlig aus den Inschriften. Italien reichte für die Ansiedlung so vieler Veteranen allerdings nicht aus. Außerdem war es Augustus gelegen, außerhalb Italiens weitere zivile römische Stützpunkte zu schaffen, um langfristig auch diese Gebiete zu integrieren. Städte wie Avignon, Toulouse, Barcelona, Tanger oder Beirut wurden damals römische Kolonien. Daneben gab es allerdings auch militärische Kolonien, die als Soldatensiedlungen mögliche Unruheherde in Schach halten sollten wie Antiochia in Pisidien.
Pisidien ist eine Landschaft im Süden der heutigen Türkei. Die Bewohner dieser unwirtlichen, bergigen Gegend hatten nie zu einer politischen Einheit gefunden. Die verschiedenen Herrscher über diese Landschaft wie die syrischen oder pergamenischen Könige kümmerten sich wenig um Pisidien. Das rauhe Land mit seiner armen und aufsässigen Bevölkerung warf wenig Steuern ab. Als Augustus im pisidischen Antiochia um 20 v. Chr. eine seiner wenigen Kolonien im Osten als Militärstützpunkt gründete, tat er dies, um die Bergstämme in Schach zu halten. Vespasianus siedelte einige Jahrzehnte später noch einmal ca. 3000 Soldaten der V. und VII. Legion in Antiochia an, anscheinend war die Gegend immer noch nicht sicher genug.
Fast alle Städte im römischen Reich prägten lokales Geld, das neben den römischen Denaren oder Sesterzen als städtische Prägung gültig war. Die Städte im Osten beschrifteten die Münzen in Griechisch, das dort vornehmlich gesprochen wurde. Nur die römischen Kolonien prägten ihre Lokalmünzen mit lateinischer Beschriftung. Mit dem Status einer Kolonie war den neuen Städten auch das Privileg des "ius Italicum", des italischen Rechtes, verliehen worden. Ein Bürger Antiochias hatte damit die gleichen Rechte wie ein Bürger Roms. Also prägte Antiochia auch "römische" Münzen. Nur das "SC" der römischen Münzen wird durch ein "SR" für "SENATUS ROMANUS" ersetzt.
In der Typenwahl betonen die Antiochener die Geschichte ihrer Stadt. Immer wieder erscheinen Legionsstandarten als Bezug auf die Militärkolonie oder ein Priester, der mit einem Ochsengespann als Zeichen der Stadtgründung die zukünftigen Grenzen der Stadt umpflügt. Als Lokalgottheit wird Mˆn besonders verehrt. Er trägt ein langes Gewand, eine phrygische Mütze und an seiner Schulter eine Mondsichel. In der einen Hand hält er eine kleine Siegesgöttin mit einer Trophäe, in der anderen ein Zepter. Ein Fuß ist auf einen Stierkopf gesetzt, zu seinen Füßen steht ein Hahn. Mˆn ist einer der vielen Götter aus den römischen "Provinzen", über die wir wenig wissen. Er wurde in ganz Kleinasien verehrt, als Sklavengott gelangte er sogar bis Athen und hatte in Roma und Ostia als "Attis Menotyrannos" Anhänger in den unteren Volksschichten. Die meisten Verehrer hatte er aber in den Landschaften Phrygien und Pisidien, dort erscheint er immer wieder auf Münzen und Reste seines Heiligtums in Antiochia (dem heutigen Yalvac) sind heute noch zu sehen.