Leben der römischen Legionäre
Im Römischen Reich, besonders während der Kaiserzeit, war das Militär einer der machtbestimmenden Faktoren. Oft mußten die Grenzen des Reiches an mehreren Fronten gleichzeitig gesichert werden oder es galt, dem Territorium neue Gebiete anzugliedern. Innenpolitisch gewann das Militär im Laufe der Geschichte immer größeren Einfluß.
Seit jeher erschienen Abbildungen von Soldaten auch auf Münzen. In den Anfängen der Kaiserzeit geschah dies nur zu besonderen Anlässen, aber mit Zunahme der Wichtigkeit des Heeres gewannen die soldatischen Münztypen immer größere Bedeutung. Zur Zeit Constantins des Großen, Anfang des 4. Jahrhunderts, trugen die Kleinmünzen, welche die Soldaten täglich in den Händen hielten, fast ausschließlich militärische Bilder. So kennen wir zum Beispiel zwei Soldaten mit Standarten und der Umschrift GLORIA EXERCITVS (Ruhm des Heeres) oder ein Lagertor mit der Umschrift PROVIDENTIAE AVGG (Fürsorge der Kaiser).
Der einfache Soldat der Legionär bildetet das Rückgrat der Truppe. Seine Bewaffnung bestand aus Schild, Schwert, Dolch und Wurflanze. Bekleidet war er mit Helm, Tunika (Untergewand), Halstuch, Kettenpanzer und Sandalen. In der kalten Jahreszeit trug er darüber den Soldatenmantel, der mit einer Fibel zusammengehalten wurde. Während eines Feldzuges hatte der Soldat zusätzlich seine technische Ausrüstung wie Säge, Korb, Spaten, Pionierhacke, Riemen, Sichel und Kette bei sich. Zusammen mit dem Proviant für mindestens drei, manchmal 15 Tagesrationen, wog das Marschgepäck ca. 40 kg und wurde an einer Stange über der Schulter getragen. Die Verpflegung im Feld bestand aus hartem Weizen-Zwieback, Speck, Käse und mit Essig vermischtem Wein alles konservierbare Lebensmittel. Im Standlager war die Kost natürlich abwechslungsreicher mit verschiedenen Fleisch- und Geflügelsorten sowie Obst und Gemüsen.
Die festen Legionslager waren die Heimatquartiere der Legionäre. Sie glichen kleinen Städten mit Krankenhäusern, Werkstätten, Bädern und anderen Einrichtungen. An den Grenzen waren sie an strategisch günstigen Orten errichtet, um einen möglichen Feindesvorstoß abzuwehren. Nicht selten entstanden aus solchen Lagern dann richtige Städte wie Colonia Ulpia Traiana (Xanten), Novaesium (Neuß), Bonna (Bonn) oder Moguntia (Mainz).
Zur Zeit Caesars erhielt der gewöhnliche Legionär 225 Denare Sold im Jahr, der Zenturio (Offizier) 450. Reichtümer konnten die Soldaten mit diesem Geld nicht erwerben, denn sie mußten damit ihre Ausrüstung unterhalten und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Darüberhinaus gab es allerdings zu besonderen Anlässen außerordentliche Zuwendungen. Zum Beispiel bei einem Regierungswechsel. Der Legionär zur Kaiserzeit verpflichtete sich auf eine Dienstzeit von 25 Jahren. Nach 20 Jahren wurde er aus dem aktiven Dienst entlassen, mußte aber noch fünf Jahre in Reserve bereitstehen. Am Ende seiner Dienstzeit erhielt er eine Abfindung und ein Stück Land zugeteilt. Augustus zahlte beispielsweise 29 v. Chr. jedem ausgeschiedenen Soldaten 250 Denare und wendete wenig später noch einmal 100 Millionen Denare für ausgediente Soldaten auf.
Land wurde den entlassenen Legionären zuerst in wenig bewohnten Gebieten Italiens zugewiesen. Später siedelten sie sich in den Grenzgebieten an, in denen auch ihr Legionslager gestanden hatte. Auf diese Weise gelang den Römern eine friedliche Besiedlung neueroberter Landstriche und eine Romanisierung weiter Teile der antiken Welt, die allein durch kämpfende Soldaten nie hätte erreicht werden können.